Beyond Design Thinking - Innovation of Meaning Workshop mit ADG - STARTPLATZ

Beyond Design Thinking – Innovation of Meaning Workshop mit ADG

„Empowering Innovation Cultures“ – unter diesem Motto stand der Workshop mit Holger Gelhausen & Boris Jannik von der Akademie Deutscher Genossenschaften ADG. Ziel war es, im Schnelldurchlauf eine relativ neue Methode kennenzulernen, die eine Alternative zum mittlerweile weit verbreiteten Design Thinking darstellen kann. Vorreiter dieser Methode ist Roberto Verganti mit seiner „Design-Driven Innovation“, wobei „Design“ genau wie beim Design Thinking zu verstehen ist als „Making sense of things“. Verganti geht noch einen Schritt weiter und stellt die Frage, die auch immer im Vordergrund der Methode und unseres Workshops steht: Wie kann man bedeutungsvolle Produkte schaffen, welche die Kunden lieben („How to create meaningful innovations that delight customers“)?

Bei Innovation of Meaning dreht sich also alles um Bedeutsamkeit. Warum ist sie so wichtig für die Produktentwicklung? Wir Menschen nehmen nur das wahr, was für uns sinnvoll ist und anders herum filtern wir automatisch Dinge aus, die für uns nicht bedeutsam sind. Wenn etwas für uns keinen Sinn ergibt, sehen wir es nicht. Als Beispiel führen die Coaches die berühmte Szene mit dem ehemaligen Microsoft Chef Steve Ballmer aus dem Jahr 2007 an, der gefragt wird, was er vom damals brandneuen iPhone hält. Für ihn bedeutete ein „Smartphone“ zu diesem Zeitpunkt, dass das Gerät primär eine „Email-Maschine“ mit Tastatur sein muss und das iPhone unter anderem aus diesen Gründen keine Chance als Business Smartphone hätte und lacht die Innovation von Apple zu diesem Zeitpunkt noch aus. Ballmer war, so die Trainer, hier zu sehr gefangen in seinen eigenen starren Denkmustern und zu engen Blickwinkeln. Nicht umsonst kommen viele der bedeutsamsten Innovationen der letzten Jahrzehnte von Leuten außerhalb einer Branche und nicht von Brancheninternen – berühmte Beispiele sind Tesla, Uber und AirBnB, die weder aus der Automobilbranche, noch Logistik oder Hotelfach kommen. Um das zu verdeutlichen, führten Holger und Boris eine einfache Übung mit den Teilnehmern durch: Aus ca. einem Meter Entfernung schauten wir uns ein Kunstwerk von Dalí an, das „Lincoln in Dalivision“. Aus der Nähe betrachtet sieht man eine Frau, die aus einem Gebäude heraus auf eine Landschaft schaut. Nun ging der Trainer immer weiter zurück, bis die Teilnehmer das Bild aus ca. vier Metern Entfernung sahen. Jetzt konnten alle auf demselben Bild das Portrait des ehemaligen US amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln erkennen. Diese einfache Übung machte deutlich, worum es bei der Methode „Innovation of Meaning geht“: Den Blickwinkel erweitern, neue Wege und Richtungen finden und so auf Lösungen kommen, die sonst nicht innerhalb unseres Denkmusters wären.

 

 

Eine weitere wichtige Rolle spielen Emotionen – sie sind unmittelbar gekoppelt mit Bedeutsamkeit für jeden einzelnen. Anders als bei den eher schnelllebigen Sprints, die in vielen agilen Methoden verwendet werden, nimmt man sich bei Innovation of Meaning sehr bewusst Zeit, Emotionen hochkommen zu lassen, zu reflektieren und auf Basis dieser Erkenntnisse ein bedeutsames Produkt zu entwickeln. Hierfür wird viel mit Metaphern gearbeitet, das erschafft innere Bilder und regt das Unterbewusstsein an.

Der Prozess des Innovation of Meanings ist ein Inside Out Ansatz, das heißt, jeder fängt bei sich selbst an, dann folgt das Pairing (also im Zweierteam arbeiten), dann der Radical Circle (bestehend aus vier Leuten) und zuletzt geht es in eine größere Gruppe aus den sogenannten Interpreters, um herauszufinden, was Leute von außen und aus anderen Branchen über die Lösungsansätze denken. Innovation of Meaning beruht also auf einem Verdichtungsprinzip. Im New Work Week Workshop übten die Teilnehmer die Methode anhand der Fragestellung „Wie soll für euch eine gute Lernumgebung aussehen?“.

Schritt 1 – Fokus auf sich selbst

Als erstes sollte sich jeder eines der rund 50 Bilder zur Thematik „Lernen“ aussuchen und für sich überlegen, warum dieses Bild gewählt wurde. Warum ist es wichtig für mich? Was bedeutet es für mich? Welche Emotionen habe ich bei dem Bild und was für eine Rolle spielen sie dabei? Auf diese Weise wird das Unterbewusstsein aktiviert. Mit bunten Post-Its wurde so um jedes der Bilder ein Sinnbaum erstellt, aus dem eine Hypothese für ein mögliches Lernkonzept gebildet wurde: Warum sollten Lernende / Kunden / Schüler das lieben? Was würde ich wollen, dass Kunden an dem Produkt lieben?

Schritt 2 – Pairing

Sparring & Kritisches Hinterfragen: Beim Pairing stellt im Zweierteam nun jeder Teilnehmende sein Lernkonzept dem anderen vor („Warum würden das andere auch lieben wollen?“) und dieser sagt, was er daran gut, aber auch kritisch sieht – also ein Challenger & Defender Prinzip. Als nächstes soll jeder die Sichtweise des anderen mit den eigenen Worten wiedergeben, daraus entstehen ggf. wieder neue Begriffe, Methaphern und Blickwinkel. Ziel ist es, alle Sichtweisen in die weitere Bearbeitung zu integrieren und zu versuchen, aus den beiden Bildern eines zu generieren.

Schritt 3 – Radical Circle

Der nächste Schritt ist das Zusammenschließen von Vierer-Teams, bestehend aus je zwei Zweierteams. Warum der Name? Roberto Verganti beschreibt „Radical, because it promotes a radically new vision, typically in contrast with the existing direction of a firm. Circle, because it is a small stable group and it is not open to anyone“. Jede Gruppe nimmt sich eines der Bilder, die bereits bearbeitet wurden und die andere Gruppe versucht jeweils, Gegenteile zu finden, die gegenteilige Sichtweise zu finden: Was würden wir lieben? Die andere Gruppe versucht, genau das Gegenteil zu definieren. Die Herausforderung besteht im Weiteren darin, diese Gegenteile zu verbinden und daraus einen einzigen Lösungsansatz zu bilden, der viele verschiedene Blickwinkel berücksichtigt.

Schritt 4 – Interpreters

Nun wird die Idee einem größeren Kreis an Menschen vorgestellt, den Interpreters. Es handelt sich hierbei um Akteure und Experten aus verschiedenen Branchen, zum Beispiel Manufakteure, Verkäufer, Designer, Techies usw., denen man die Hypothese vorstellt und sie fragt, was sie daraus interpretieren. Es folgt also der letzte Schritt der kritischen Reflektion und somit Verdichtung der Ergebnisse. Mit diesen Erkenntnissen ist man dann bereit für die Lösungsfindung und Umsetzung.