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8. Dezember 2025, 14:41 :: Startups
Autor: Gastautor
Die meisten Gründer wissen, dass sie eine Datenschutzerklärung benötigen. Doch nur wenige setzen sich genauer damit auseinander, was mit den Nutzerdaten passiert, nachdem sie erhoben wurden. Denn oft verlassen diese Informationen die direkte Kontrolle des Startups und landen in Systemen, über die kaum jemand Bescheid weiß.
In diesem Beitrag geht es um die unsichtbaren Wege, die Nutzerdaten nehmen, und die Rolle von Datenhändlern, die daraus ganze Geschäftsmodelle entwickelt haben.
Datenschutzerklärungen sind wichtig. Sie informieren Nutzer darüber, welche Daten erhoben und wie sie verwendet werden. Doch sie erfassen meist nur, was direkt auf der Website oder im Produkt geschieht.
In der Praxis greifen viele Startups auf externe Tools zurück: Analyseplattformen, Zahlungsdienstleister, Newsletter-Software oder Hosting-Anbieter. All diese Systeme sammeln ebenfalls Daten, oft automatisch, und nicht immer ist nachvollziehbar, wohin diese weitergeleitet werden.
Ein Nutzer stimmt vielleicht der Verwendung eines Kontaktformulars zu, aber das bedeutet nicht, dass er weiß, dass seine Daten an einen US-amerikanischen Anbieter übermittelt werden, der sie dort speichert und analysiert. Dieses Problem betrifft nicht nur große Unternehmen, sondern auch kleine Startups, die viele Dienste „von der Stange“ nutzen.
Datenbroker sind Firmen, die personenbezogene Daten aus unterschiedlichen Quellen sammeln, verknüpfen, analysieren und weiterverkaufen. Sie kaufen Informationen von Apps, Webseiten oder Kreditinstituten, durchsuchen öffentliche Register und erstellen daraus umfangreiche Profile. Die gesammelten Informationen reichen von Kaufverhalten über Standortdaten bis hin zu Interessen, politischen Einstellungen oder Einkommensschätzungen.
Für Startups bedeutet das: Auch wenn man selbst keine Daten verkauft, können Nutzerinformationen auf indirektem Weg dennoch in solche Systeme gelangen. Etwa durch die Nutzung eines Tools, das Tracking betreibt und seine Daten mit Dritten teilt. Oft merken Startups erst zu spät, dass der eigene Datenschutz nicht mehr in der eigenen Hand liegt.
Viele Startups verwenden externe Dienste, weil sie praktisch sind und Entwicklungszeit sparen. Doch jedes eingebundene Skript, jedes Plugin und jede API kann ein Risiko darstellen. Nicht selten übertragen diese Tools still im Hintergrund Daten an Drittfirmen. Der Einsatz von Tracking-Pixeln, Social-Media-Buttons oder eingebetteten Analyse-Diensten sollte darum genau überlegt sein.
Bei jedem Anbieter lohnt sich ein kritischer Blick in die Datenschutzerklärung. Werden Daten weitergegeben? Wo stehen die Server? Gibt es Möglichkeiten, bestimmte Funktionen zu deaktivieren? Und wie transparent ist das Unternehmen in Bezug auf Datennutzung?
Ein Grundprinzip des Datenschutzes lautet: So wenig wie möglich speichern. Jedes Datum, das nicht erhoben wird, kann auch nicht verloren gehen oder missbraucht werden. Deshalb ist es sinnvoll, bei der Gestaltung von Formularen und Benutzerkonten genau zu überlegen, welche Informationen wirklich notwendig sind. Braucht man das Geburtsdatum? Muss die Adresse gespeichert werden, wenn es sich nur um ein digitales Produkt handelt?
Zusätzlich sollten Nutzer jederzeit die Möglichkeit haben, ihre Daten löschen zu lassen. Und zwar nicht nur den Account, sondern auch sämtliche verknüpften Informationen. Dazu gehört auch, regelmäßig veraltete Daten zu löschen, Backups zu bereinigen und Testdatenbanken zu überprüfen.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen lässt sich nicht vollständig verhindern, dass Daten ihren Weg zu Drittanbietern finden. Besonders hartnäckig sind Datenbroker, deren Netzwerke sich über viele Plattformen erstrecken. Wer hier aktiv gegensteuern möchte, kann auf spezialisierte Dienste wie Incogni zurückgreifen.
Dieser Service automatisiert den Prozess, Löschanfragen bei zahlreichen Datenhändlern zu stellen. Für Startups kann das ein Mehrwert sein, etwa als zusätzlicher Datenschutz-Service für die eigenen Nutzer. Auch für Privatpersonen bietet Incogni eine Möglichkeit, zumindest einen Teil der Kontrolle über die eigenen Daten zurückzugewinnen.
Nutzer legen immer mehr Wert auf Datenschutz. Wer als Unternehmen transparent kommuniziert, welche Daten erhoben werden und was damit passiert, hebt sich positiv ab. Das Vertrauen in eine Marke wächst, wenn klar wird: Hier wird verantwortungsvoll mit Informationen umgegangen. Besonders bei sensiblen Daten – etwa im Gesundheits- oder Finanzbereich – kann dieser Vertrauensvorschuss entscheidend für den Markterfolg sein.
Nicht zu unterschätzen ist auch die langfristige Relevanz von Datenschutz im Rahmen von Regulierung. Je mehr Tools eingebunden sind, desto komplexer wird es, rechtskonform zu agieren. Frühzeitig klare Prozesse zu etablieren, schützt nicht nur Nutzer, sondern auch das Unternehmen selbst vor Risiken.
Datenschutz ist mehr als eine Pflichtaufgabe. Für Startups ist er eine Chance, sich von Beginn an bewusst und verantwortungsvoll aufzustellen. Wer überlegt auswählt, welche Tools verwendet werden, wer Daten nur sparsam erhebt und wer Nutzern aktive Kontrollmöglichkeiten bietet, schafft eine solide Grundlage für Vertrauen und nachhaltigen Erfolg.