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21. April 2016, 14:45 :: Aktuelle Trends | News
Autor: Carolin Gattermann
Jeder kann das Business Model Canvas anwenden. Wie, zeigen wir dir hier!
Was macht ein gutes Businessmodell aus? Gibt es objektive Kriterien, an denen man den Erfolg im Vorhinein abschätzen kann? Der US-Richter Potter Stewart ist für sein Zitat „Ich erkenne es, wenn ich es sehe“ berühmt geworden. Sein Satz bezog sich damals zwar nicht auf gute Businessmodelle, sondern auf Pornografie, stimmt in diesem Fall aber trotzdem. Denn es gibt keine Checkliste, die man abarbeiten kann und an deren Ende ein erfolgreiches Businessmodell steht. Es ist ein kreativer Prozess. Das heißt aber nicht, dass ein Unternehmer auf seinen Heureka-Moment warten sollte oder dass man nicht an bestehenden Modellen feilen und sie optimieren könnte.
Wie bei vielen kreativen Prozessen gibt es auch bei Entwurf und Planung eines Businessmodells (zum Glück) ein Framework, das Orientierung und Struktur bietet: Das Business Model Canvas. Berühmt geworden durch Alexander Osterwalder’s Buch „Business Model Generation“, ist es heute DIE Methode um Businessmodelle zu verstehen und zu visualisieren. Dabei wird ein Businessmodell in neun Elemente eingeteilt. Mehr Infos und unser kostenloses White Paper zu dem Thema findet ihr hier:
In diesem Artikel werden wir die Anwendung des Business Model Canvas‘ anhand von drei Beispielen erklären und zeigen, was es zu beachten gilt. In allen drei Beispielen haben wir jedes Feld des Canvas ausgefüllt, was nicht unbedingt nötig ist, wenn man nur die Hauptidee eines Businessmodells beleuchten möchte. Es ist aber empfehlenswert, wenn es sich um das eigene Geschäftsmodell handelt, sich zu jedem einzelnen Feld Gedanken zu machen. Auch dann, wenn man das Feld leer lässt oder das Feld als nicht relevant für das eigene Geschäft erachtet.
In unserem ersten Beispiel schauen wir uns ein Karrierenetzwerk nach dem Vorbild von Xing oder LinkedIN an. Schaut man sich das Canvas an, wird schnell deutlich, dass sich die wesentlichen Blöcke auf der rechten Seite befinden. Der erste Blick geht immer in die Mitte, zum Kern des Geschäftsmodells. Hier steht im optimalen Fall warum und wodurch sich diese Firma von anderen abhebt.
Die Value Proposition ergibt sich hier aus den Netzwerkeffekten, die für die User untereinander entstehen. Die User stellen ebenfalls die Key Resource dar. Es wird schnell ersichtlich, dass die User für dieses Geschäftsmodell essentiell sind und sich dementsprechend auch alle anderen Felder nach diesen richten müssen.
Diese Erkenntnis ist bei einem sozialen Netzwerk eventuell nicht die neueste, aber ein Unternehmen kann so den Business Model Canvas nutzen, um zum Beispiel Entscheidungen zu treffen oder zu begründen. So kann man anhand diesen Beispiels sehen, warum es häufig für soziale Netzwerke Sinn macht, zuerst eine große Mitgliederbasis aufzubauen und diese erst im zweiten Schritt (vorsichtig) zu monetarisieren.
Thema Monetarisierung: Durch das Kerngeschäft (Soziales Netzwerk) ist natürlich noch nicht definiert, wo nachher der Umsatz herkommt. Hier ist Kreativität und unternehmerisches Verständnis gefragt, um die möglichen Einkommensquellen zu finden und zu nutzen.
In unserem zweiten Beispiel betrachten wir das klassische Geschäftsmodell des Produktverkaufs anhand des Startups KLARHEIT, Stipendiat des Gründerstipendiums von und Mitglied im STARTPLATZ. KLARHEIT ist ein Lifecoach und Kalender im Moleskine-Format und soll Nutzern dabei helfen, sich selbst zu führen, zu motivieren und im Leben zu orientieren.
Wie immer bei der Analyse des Business Model Canvas geht unser erster Blick auf die Value Proposition, bei der schnell der Unterschied zu Beispiel 1 klar wird, denn hier ergibt sich die Value Proposition aus den Eigenschaften des Produkts an sich, nicht durch die Kunden selber. Die linke Seite ist hier also die dominierende. Das hilft auch bei der Ressourcenverteilung. Weiß man, dass der Vertrieb die Kernaktivität im Geschäftsmodell ist, muss man den Vertrieb nicht mehr als „lästiges Beiwerk“ betrachten, das viel mehr Ressourcen als geplant in Anspruch nimmt, sondern kann von vornherein große Zeit- und Kostenbudgets dafür einplanen.
Ein Vorteil dieses Geschäftsmodell ist durch das BMC auch direkt ersichtlich: Die Einkommensquelle ist geklärt. Wer ein Produkt verkauft, muss sich „nur“ mit der Preissetzung befassen.
Zuletzt befassen wir uns mit einer Social Entrepreneurship Version des Produktverkaufs. Im dritten Beispiel betrachten wir das Modell von TOMS Shoes, einem Schuhhersteller, der sich dadurch auszeichnet, dass er für jedes verkaufte Paar Schuhe ein Paar an Bedürftige in Dritte-Welt-Ländern verteilt.
Hier ist, wie bei Klarheit, der Schwerpunkt des Geschäftsmodells auf der linken Seite. Allerdings ergibt sich der USP hier nicht wie bei Klarheit aus der Qualität des Produkts sondern vielmehr aus der Kooperation mit den Partnern (den Bedürftigen). Hier wird eine zukünftige Handlungsabsicht des Unternehmens Teil der Value Proposition für den Kunden.
Als Folge ist natürlich auch die Einhaltung dieses Versprechens essentiell für das Geschäftsmodell. Weniger wichtig wird dadurch die Natur des Produkts. Mit eben dieser Erkenntnis kann das Unternehmen nun zum Beispiel sich dafür entscheiden, auch andere Produkte mit genau demselben Versprechen anzubieten. Genau das ist bei TOMS passiert und auch Taschen und Brillen haben es in das Angebot geschafft.
Ein Abbild des eigenen Geschäftsmodells mit dem Business Model Canvas zu erstellen, empfiehlt sich für jedes Startup. Es verbessert das Verständnis der Prozesse, visualisiert die Struktur und hilft dabei, Probleme zu identifizieren. Das beste an der ganzen Sache: Es ist total einfach und geht superschnell. Am besten probiert ihr es direkt selber einmal aus und füllt das Canvas für euer Unternehmen aus. Wenn ihr bei manchen Feldern hängen bleibt und nicht weiter wisst, habt ihr wahrscheinlich schon dazugelernt.