Digitale Souveränität - Weg frei für die Startup-Branche!

Digitale Souveränität – Weg frei für die Startup-Branche!

15. Juli 2015, 16:00 :: Aktuelle Trends | Allgemein

Autor: Victoria Blechman

Die aktuelle Studie des BITKOM-Verbandes zeigt, dass Deutschland unbedingt digital souverän werden muss, um sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten und zukünftigen Wohlstand und gesellschaftliche Entwicklung zu sichern. Leider ist Deutschland nach Aussagen der BITKOM bei dieser Entwicklung nicht vorne mit dabei.

Die BITKOM wies darauf hin, dass Deutschland dringend zusätzliche Maßnahmen ergreifen müsse, um im internationalen Vergleich den Anschluss nicht zu verlieren. Betrachtet man Länder wie die USA oder China, steht Deutschland im Bereich der digitalen Schlüsseltechnologien, Diensten und Plattformen weit hinten an. So sitzen gerade ein mal zwei der hundert global führenden IT- und Telekommunikationsunternehmen in Deutschland.

Digitale Souveränität schafft Grundlage für Startups

Für BITKOM bedeutet Digitale Souveränität zum einen, dass Deutschland digitale Schüsseltechnologien und -kompetenzen sowie entsprechende Dienste und Plattformen auf internationalem Spitzenniveau entwickeln muss. Zum anderen bedeutet es, beim Auswahlprozess alternativer leistungsfähiger und vertrauenswürdiger Partner selbstbestimmt wählen zu können. Zusätzlich heißt Digitale Souveränität für BITKOM, dass die einzelnen digitalen Systeme in ihrem Innern funktionieren und ihre Integrität nach geschützt ist. BITKOM Präsident Prof. Dieter Kempf grenzt die Digitale Souveränität somit von beiden Extrempolen Fremdbestimmung und Autarkie ab. „Es muss vielmehr darum gehen, uns aus Situationen der Fremdbestimmung zu lösen und uns souverän in einem offenen, weltweiten Innovationssystem bewegen zu können.“, sagte Kempf bei der Veröffentlichung des BITKOM-Positionspapiers. Dabei geht es nach Ansicht von BITKOM zwar primär um die digitale Leistungsfähigkeit von Unternehmen, allerdings beziehen sie auch die Erweiterung digitaler Kompetenzen von Staat und Verbrauchern mit ein. Besonders die Zersplitterung des europäischen Marktes stellt den größten strukturellen Nachteil dar. Als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation benennt Kempf ein funktionierendes digitales Ökosystem, das gerade für die innovative digitale Startupszene die Grundlage für Gründung und Wachstum darstellt.

Digitale Souveräntität (BITKOM)
Digitale Souveräntität – zwischen Fremdbestimmung und Autarkie (BITKOM)

Acht Maßnahmen für eine erfolgreiche digitale Transformation

Vor diesem Hintergrund schlägt die BITKOM acht Maßnahmen vor, die Deutschland beim Erwerb von Digitaler Souveränität helfen sollen. Interessant dabei: Startups spielen eine bedeutende Rolle.

  1. Deutschland soll als Zentrum eines europäischen Netzwerks aus einzigartigen Leistungszentren agieren und weltweite Standards setzen.
  2. Der Zersplitterung soll durch europaweite einheitliche ordnungspolitischen und rechtliche Rahmenbedingungen entgegengewirkt werden, um innovative Geschäftsmodelle und Tech-Startups in ihrer Gründungs- und Wachstumsphase optimale Voraussetzungen zu bieten.
  3. Mit Hilfe einer funktionierenden Infrastruktur muss das Gründen, Wachsen und Internationalisieren von Tech-Startups so einfach wie möglich gestaltet werden. Zu diesen infrastrukturellen Maßnahmen sollen für Startups in den ersten vier Jahren beispielsweise wachstumsfördernde Sonderregelungen (z.B. steuerliche Erleichterungen) gelten.
  4. Öffentliche Forschungs- und Wirtschaftsförderung soll sich stärker auf die Maßnahmen fokussieren, die der Gewinnung Digitaler Souveränität dienen.
  5. Die Vereinheitlichung der Rahmenbedingungen soll auch in der Datenwirtschaft erweitert werden. Dazu zählt insbesondere eine europäische Datenschutzverordnung, die einerseits datenschutzfreundliche Anonymisierungs- und Pseudonymisierungstechnologien als auch Transparenzprinzipien sowie Kontroll- und Sanktionsmechanismen bei Verstößen fördern soll.
  6. Deutschland muss das Bildungswesen um ein digitales Bildungsideal ergänzen und reformieren, um IT-Spezialisten auszubilden und die Medienkompetenzen zu stärken.
  7. Europas Wirtschaft, Staat und Bürger sollen absolut vertraulich und geschützt in digitalen Netzwerken kommunizieren können. Dazu soll ein Transparenzzentrum aufgebaut werden, das Orientierungshilfe bei der Auswahl und dem Einsatz von digitalen Technologien bietet.
  8. Die Grundlage für Digitale Souveränität ist der Aufbau einer leistungsfähigen und sicheren digitalen Infrastruktur, die in Form von europaweiten Hochleistungsnetzen von Wirtschaft und Staat aufgebaut werden müssen.

Was das Ministerium für die Digitale Transformation tut

Auch für das Wirtschaftsministerium ist die Digitale Souveränität eine entscheidende Voraussetzung, um Wachstum und Beschäftigung in der digitalen Welt zu sichern. Dazu sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bei der Veröffentlichung eines „Impulspapieres“ zum Thema Industrie 4.0: „Unser Ziel ist es, Deutschland als digitales Wachstumsland Nummer eins in Europa zu etablieren.“
Zu den Fortschritten der Umsetzung der Digitalen Agenda zählen beispielsweise Förderprogramme zum Ausbau hochleistungsfähiger flächendeckender Breitbandnetze, der Beschluss für ein IT-Sicherheitsgesetz, das Deutschlands digitale Infrastruktur künftig zum sichersten weltweit machen soll, die Einigung zur Datenschutz-Grundverordnung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten oder auch das Forschungsförderprogramm „Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt“, das unter anderem der Wahrung der informationellen Selbstbestimmung dient.

Für die Startup-Branche sind besonders folgende Entwicklungen interessant: die Verbesserung der Finanzierungsbedingungen für Startups, z.B. durch Auflage einer ERP/EIF-Wachstumsfazilität über 500 Mio. Euro bis Sommer 2015 und den Ausbau internationaler Akzeleratoren, die Einrichtung einer Plattform Industrie 4.0 im April 2015, um mit Wirtschaft und Wissenschaft konkrete Handlungsempfehlungen (im Bereich Standardisierung, Forschung und Innovation, Sicherheit vernetzter Systeme, rechtliche Rahmenbedingungen, Aus- und Weiterbildung, IT-Sicherheit) zu erarbeiten, die Einrichtung von Informations- und Demonstrationszentren zu Industrie 4.0 für den Mittelstand bis Herbst 2015 sowie die Initiation von Technologie-Förderprogrammen, wie Smart Service Welt oder Smart Data.
In welcher Form die Bestrebungen tatsächlich umgesetzt werden und ob diese ausreichen, um Deutschland den Weg in die ‚neue digitale Welt’ zu ebnen, wird sich zeigen.

 

Hier geht es zum Originaltext der BITKOM:

https://www.bitkom.org/de/presse/8477_82257.aspx
http://www.bmwi.de/DE/Themen/Digitale-Welt/digitale-agenda.html


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