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8. Dezember 2021, 16:15 :: Allgemein
Autor: Rebecca Hunold
Eins haben alle Startups gemeinsam: Zu Beginn fallen viele Kosten an und nur wenig Geld kommt wieder rein. Bis Startups das sogenannte „Valley of Death“ überwinden und sich durch ihre Umsätze selbst tragen können, sind sie meistens auf Fremdfinanzierung angewiesen. Es gibt viele Möglichkeiten, als Startup Finanzierung zu erhalten – allerdings ist nicht jede Finanzierungsart für jedes Startup geeignet und je nach Unternehmensart und -zielen bieten sie verschiedene Vor- und Nachteile. Wir geben dir einen Überblick über die Möglichkeiten der Startup-Finanzierung, damit du die für dich passende findest!
Je nach Entwicklungsphase, in dem sich dein Startup befindet, sind verschiedene Finanzierungsarten möglich bzw. sinnvoll. Ein frühphasiges Startup bezieht die finanziellen Mittel in der Regel eher aus Public Funding während ein fortgeschritteneres Startup eher durch Business Angel und Venture Capitalists finanziert wird. Ausgehend von der Reife eines Startups, haben wir im Folgenden zehn Möglichkeiten der Startup-Finanzierung in chronologischer Reihenfolge von jung bis fortgeschritten aufgelistet:
Im Folgenden stellen wir die gängigsten Finanzierungsarten kurz vor. Wenn du weiterführende Informationen zu einer Finanzierungsart erhalten möchtest, kannst du dir den jeweils hinterlegten Artikel anschauen.
Beim Bootstrapping handelt es sich nicht um Fremdfinanzierung, sondern um eine Form der Eigenfinanzierung. Bootstrapping heißt auf Deutsch so viel wie „die Stiefelriemen festziehen“ und bedeutet im Kontext Startup-Finanzierung, dass ein Startup mit den vorhandenen Ressourcen möglichst effizient und ohne externe Finanzierung wirtschaftet. Hier kommst du zum STARTPLATZ Bootstrap-Programm, das dir einen möglichst kostengünstigen Einstieg in die Startup-Szene ermöglicht.
Eine weitere willkommene Möglichkeit zur Finanzierung sind Gründerstipendien. Viele dieser Förderprogramme sind hochschulnahe Förderprogramme und demnach GründerInnen mit Studierendenstatus vorenthalten. Andere Stipendien werden aber auch unabhängig von der Einschreibung an einer Hochschule vergeben. Die unterschiedlichen Gründerstipendien in Deutschland unterscheiden sich in der Dauer der Förderung, der Anzahl der geförderten Personen pro Startup und der Höhe der Förderung. Die meisten Förderprogramme bieten eine Summe von zwischen 1.000€ und 3.000€. In der Regel ist das Geld, das du erhältst, dafür gedacht, deinen Lebensunterhalt zu zahlen, während du noch am Anfang der Startupgründung stehst und primär Zeit und Wissen benötigst.
Das Gründerstipendium des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen vergibt ein monatliches Stipendium in Höhe von 1.000€. Das gibt dir die Chance, deine innovative Geschäftsidee auf den Weg zu bringen und in die Gründerszene einzusteigen. Durch die Bewerbung beim STARTPLATZ erhältst du die Gelegenheit, dich im Gründernetzwerk des STARTPLATZ, dem größten Startup-Inkubator in NRW, auszutauschen und dich durch individuelles Coaching unserer Experten begleiten zu lassen.
Sicher hast du auch schon daran gedacht, einen Kredit bei der Bank aufzunehmen. Die Vorteile liegen auf der Hand: der Zeitraum und der Zinssatz, über den du den Kredit abträgst, sind genau festgelegt. Die Bank erhält keine Anteile und hat kein Mitspracherecht in deinem Startup. Der Nachteil ist allerdings, dass Banken nicht bereit sind, ein großes Risiko einzugehen und gewähren daher meist nur dann einen Kredit, wenn sich das Geschäftsmodell deines Startups bereits bewährt hat oder wenn du den zukünftigen Erfolg, zum Beispiel durch Vorlage eines soliden Businessplans, nachweisen kannst.
Ein Beispiel für einen Bankkredit speziell für Startups ist NRW.Start-up akut. Die NRW.BANK vergibt ein Wandeldarlehen bis 200.000 € in der ersten und 300.000 € in der zweiten Finanzierungsrunde. Das Darlehen richtet sich an innovative und wachstumsorientierte Kapitalgesellschaften (UG/GmbH) bis 3 Jahre nach Unternehmensgründung. Finanziert werden Investitionen und Betriebsmittel im Zusammenhang mit der Unternehmensgründung oder dem Unternehmenswachstum. Hier erfährst du mehr über das Darlehen der NRW.BANK.
Die drei Fs im sogenannten FFF-Funding stehen für Friends, Family und Fools, also Freunde, Familie und Verrückte. Bei dieser Form der Finanzierung unterstützen dich Menschen aus deinem persönlichen Umfeld, die an dich und deine Idee glauben, mit eigenen finanziellen Mitteln. Meistens erhältst du das Geld in Form eines Kredits, oft sogar zinsfrei, oder als Beteiligungskapital. Doch besonders zu Beginn der Gründung ist das Risiko zu scheitern noch sehr hoch. In dem Fall verlieren deine Geldgeber ihren Einsatz. Sei dir darüber bewusst, dass so Konflikte in deinem privaten Umfeld entstehen können und halte alle Vereinbarungen vertraglich fest. Daher findet diese Art der Startup-Finanzierung in der Regel in der Pre-Seed-Investment-Phase statt, da Investoren das Risiko zu dem Punkt noch zu hoch ist. Eine Faustregel ist, dass die Beteiligung von FFFs bei maximal 5% liegen sollte.
Mit Crowdfunding können Projekte, Produkte, aber auch Startups finanziert werden. Wie die Bezeichnung bereits verrät, erfolgt die Finanzierung dabei durch eine „Crowd“, also eine Vielzahl an Menschen. Meistens werden Crowdfunding-Aktionen online organisiert. Je nach Crowdfunding-Plattform muss eine festgelegte Mindestsumme bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gesammelt worden sein, damit das Projekt realisiert wird und das Funding ausgezahlt wird. Meistens erhalten die Unterstützer eine Art Gegenleistung, wie kleine Aufmerksamkeiten, ein Exemplar des finalen Produkts oder eine finanzielle Beteiligung.
Eine Sonderform des Crowdfundings ist Crowdinvesting. Dabei werden die Unterstützer finanziell am Erfolg des Startups beteiligt. Das Startup sammelt also sein Kapital von vielen kleinen Investoren anstatt von einem oder wenigen großen Hauptinvestoren. Auch hierfür gibt es spezielle Crowdinvesting-Plattformen. Die Beteiligung kann in verschieden Formen erfolgen. Bei einer stillen Beteiligung zum Beispiel haben die Investoren kein aktives Mitspracherecht, sondern nur eine finanzielle Beteiligung am Gewinn oder Verkaufserlös des Startups. Beim patriarischen, oder auch gewinnabhängigen, Darlehen gewährt der Investor ein Darlehen, für dessen Überlassung er ein Entgelt in Form eines Gewinn- oder Umsatzanteils erhält.
Mit der Digitalisierung des Kapitalmarkts wurde die Blockchains-Technologie ermöglicht – das bedeutet, dass Wertpapiere nicht mehr einer urkundlichen Verkörperung unterliegen, sondern in digitaler Form als Möglichkeit der Kapitalaufnahme akzeptiert werden. Digitale Wertpapiere sind also Unternehmensanteile oder tokensierte Anlagen, die über die Blockchain, also eine ständig erweiterbare Liste von Datensätzen, gespeichert, übertragen und gehandelt werden können. Das schafft eine schnelle und unkomplizierte Form der Finanzierung mit geringen Transaktionskosten, bei der auch geringere Investmentsummen als zum Beispiel bei Venture-Capital-Investments möglich sind. Daher sind digitale Wertpapiere eine interessante Finanzierungsart für Startups – Anleger können kontinuierlich in Unternehmen investieren und die Startups können Kapital annehmen, wenn sie es benötigen.
Noch nicht ganz klar? Hier gehen wir nochmal genauer auf digitalen Wertpapiere ein.
Der Begriff Accelerator kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie “Beschleuniger”. Bei einem Startup Accelerator-Programm handelt es sich um ein zeitlich begrenztes Förderungsprogramm, das GründerInnen die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, damit sie wachsen und ihre Ideen schnellstmöglich weiterentwickeln können. In einem Accelerator-Programm profitieren Startups meistens nicht nur von einem kostenlosen Arbeitsplatz und Infrastruktur, sondern auch vom Coaching durch erfahrene Mentoren und vom Zugang zu einem wertvollen Netzwerk, innerhalb derer sich die GründerInnen der Startups austauschen. Hier kommst du zum STARTPLATZ Accelerator-Programm.
Weitere Informationen über den Ablauf eines Accelerator-Programms findest du in diesem Beitrag.
Angel Investor, auch Business Angel genannt, sind erfolgreiche Menschen aus der Wirtschaft, welche mit ihrem Geld, Netzwerken und Erfahrungen junge Unternehmen als „Engel“ unterstützen und ihnen bei verschiedenen Dingen unter die Arme greifen. Besonders in den frühen Phasen des Startups ist die Hilfe dieser Investoren sehr einflussreich und hilfreich. Business Angel sind häufig in entsprechenden Netzwerken organisiert und fördern meist gezielt Unternehmen in einer bestimmten Region oder wirtschaftlichen Ausrichtung. Im Vergleich zu Venture-Capital-Investments sind die investierten Summen meist geringer, dafür sind sie in der Regel bereit, bei der Investition ein höheres Risiko einzugehen. Allerdings solltest du deine Business Angels weise wählen und sicher gehen, dass sie genügend Erfahrung in ihrer Tätigkeit und gute Absichten haben. Eine Beteiligung von 10% bis 15% üblich, mehr ist unter Umständen unseriös und kann weitere Finanzierungsrunden erschweren.
Es gibt übrigens spezielle Match-Making-Plattformen, die Startups mit den passenden Business Angels vernetzt. Eine Plattform ist AddedValio, die ihr als STARTPLATZ-Community-Member sogar kostenlos nutzen könnt.
Eine Möglichkeit für Business Angels um Startups finanziell zu unterstützen ohne dabei eine unmittelbare Unternehmensbeteiligung ist das Wandeldarlehen. Dabei handelt es sich um ein Darlehen, bei dem es die Option auf eine mögliche spätere Umwandlung der Darlehensschuld in eine Beteiligung gibt. Diese Art der Finanzierung eignet sich damit für frühphasige Startups oder als Überbrückung, etwa wenn ein Markteintritt, eine große Finanzierungsrunde oder ein großer Kundenauftrag in absehbarer Zeit bevorsteht.
Venture Capital wird auf Deutsch „Wagnis- oder Risikokapital“ genannt. Bei dieser Art der Finanzierung erklärt der Investor sich bereit, mit seinem Eigenkapital zu haften. Die GründerInnen sind grundsätzlich nicht zur Rückzahlung oder Verzinsung verpflichtet. Der Investor erhält seine Rendite im Falle eines Exits oder wenn er das Unternehmen in seinen Konzernverbund übernimmt. Der Investor teilt somit die Chancen, aber auch die Risiken der Entwicklung des Startups mit den GründerInnen. In der ersten Finanzierungsrunde ist eine Beteiligungsquote eines Investoren zwischen 15% und 35% üblich. Etwa 9 von 10 Startups bekommen keine Venture Capital-Finanzierung, da diese Finanzierungsform nicht mit ihrer Unternehmensform vereinbar ist.
Weitere umfangreiche Informationen erhältst du in unserer Artikelreihe „Venture Capital“.
Zuletzt geben wir dir einige allgemeine Tipps, die dir dabei helfen, dich für die richtige Finanzierungsart für dein Startup zu entscheiden und diese dann auch zu erhalten!
Bevor du dich für eine Finanzierungsart entscheidest, ist es wichtig, dass innerhalb des Startups klar ist, welche Art von Unternehmen ihr anstrebt bzw. ihr anstreben möchtet. Viele Startups sind zum Beispiel für eine Venture Capital-Finanzierung nicht geeignet, da die hohen Beteiligungsquoten von Investoren nicht mit ihren Grundwerten und -vorstellung zu vereinen sind.
Zunächst solltest du dich in die Sicht des Investoren versetzen, den du überzeugen möchtest. Warum sollte er in dich und dein Startup investieren? Die wichtigsten und überzeugendsten Punkte sind ein großartiges Produkt, das unter anderen heraussticht, ein großer und wachsender Markt, idealerweise mit einer Größe von über 10 Milliarden Euro, und ein engagiertes GründerInnen-Team. Wenn dein Startup diese Punkte erfüllt, solltest du diese auch dementsprechend präsentieren. Allerdings ist es ratsam, zu Beginn noch nicht zu viel vorwegzunehmen, damit du in zukünftigen Finanzierungsrunden mehr Fortschritt präsentieren kannst.
Ein Pitchdeck ist ein großartiges Tool, um dein Startup externen Stakeholdern zu präsentieren, also unter anderem auch potentiellen Investoren oder der Jury bei Pitch-Wettbewerben oder Accelerator-Programmen. Dein Startup und deine Idee in der frühen Phase zu pitchen ist häufig eine große Herausforderung – ein gutes Pitchdeck kann dich dabei unterstützen, andere davon zu überzeugen. Hier bekommst du einen Überblick über die drei Pitch-Arten und eine Anleitung für das perfekte Pitch-Deck kannst du in diesem Beitrag finden.
Es ist extrem hilfreich, sich mit anderen Startup-GründerInnen auszutauschen, die etwas weiter sind als du selbst und dementsprechend die Finanzierungsrunde, die du anstrebst, bereits hinter sich haben. Fundraising bzw. Startup-Finanzierung ist wie ein Spiel, das man verstehen muss. Du kannst und musst deine eigenen Erfahrungen machen, jedoch ist es mehr als hilfreich, wenn du die Erfahrungen anderer nutzt, um es schneller zu verstehen. ;)
Feedback von anderen GründerInnen ist wertvoll und hilfreich – zusätzlich solltest du dir aber auch noch Feedback von weiteren externen Personen einholen. Dabei sollte es sich eben nicht um Freunde oder Familie handeln, die, wenn auch nur unterbewusst aufgrund ihrer Sympathie für dich, in ihrer Feedbackfähigkeit beeinflusst werden, sondern um Experten, die dir eine objektive und ehrliche Rückmeldung zu deiner Idee, deinem Produkt, deinem Pitchdeck oder deiner Art zu pitchen geben. Eine Möglichkeit dazu ist zum Beispiel unser Format Feedback zu deiner Startup-Idee, bei dem du in einem entspannten Rahmen Feedback von unseren Experten und Mitglieder unserer Community bekommst.
Bevor du Investoren kontaktierst, solltest du dich über sie informieren – es gibt auch schlechte Investoren, von denen du gar kein Geld erhalten möchtest. Analysiere potentielle Geldgeber also gründlich und hole dir wieder Input von 3. Parteien ein, z.B. wieder von anderen GründerInnen, die bereits im Kontakt mit ihnen standest. Wenn du sicher bist, dass es sich um einen seriösen und passenden Investor handelt, solltest du dich möglichst darum bemühen, eine Warm-Introduction zu bekommen, zum Beispiel über gemeinsame Kontakte bei LinkedIn. Zudem ist es sinnvoll, parallel Fundraising-Gespräche mit mehreren Investoren zu haben. Investoren sind auch Menschen und haben häufig eine FOMO (Fear Of Missing Out). Das kannst du dir zunutze machen und sie in gewisser Weise gegeneinander aufspielen.
Generell solltest du dich nur dann um eine Finanzierung bemühen, wenn du die Zeit und Mittel dazu hast. Fundraising ist ein Vollzeitjob. Deswegen solltest du für jede Finanzierungsrunde eine(n) der GründerInnen komplett darauf ansetzen. Wenn du eine Finanzierungsrunde nur halbherzig durchziehst, verlierst du nicht nur Zeit sondern auch Reputation.
Starte den Fundraising-Prozess frühzeitig, da er immer länger dauert, als erwartet. Es ist sinnvoll, mindestens 12 Monate vorauszuplanen. Einzelne Finanzierungsrunden solltest du allerdings nicht zu lange ziehen – ein Runway zwischen 12 und 18 Monaten ist vernünftig. Um zu wissen, wie viel Geld du für diese Zeit benötigst, solltest du alle anfallenden Kosten zusammenrechnen. Wie viele Mitarbeiter planst du einzustellen, wie hoch sind die Ausgaben für Marketing, Miete …, gibt es einen kumulativen Verlust, den du kompensieren musst? Wenn du für einen längeren Runway Geld sammelst, kannst du nicht vorausplanen, wie viel Geld du benötigen wirst.
Zu guter Letzt solltest du dich beim Fundraising nie davon abschrecken lassen, dass du viele Absagen erhältst. Das passiert jedem, auch heute sehr erfolgreichen, Unternehmen. UND: Ein Nein kann auch noch ein Ja werden. Deshalb solltest du Investoren, von denen du in Vergangenheit eine Absage bekommen hast, im Laufe deiner Entwicklung ohne Bedenken mehrmals anfragen.